Kerniger Auftrag bei zweistelligen Minusgraden
Kerniger Auftrag bei zweistelligen Minusgraden
Text:
K. Distler
Bild:
F. Kober
Internet:
A. Mattheyer
2018 26. Nachteule in Töpen trotz eisigen Temperaturen sehr gut besucht
„Rules of Engagement“
Einsatzgrundlagen der Bundeswehr bei Auslandeinsätzen setzen zukunftsorientierende Ausbildungsinhalte
Getreu dem Bundeswehrmotto "Auch nachts hellwach" trafen sich die Hochfränkischen Reservisten bereits zum 26. Mal im Raum Töpen, zu der schon zur Tradition gewordenen Nachtorientierungsübung "Nachteule".
Auch diesmal nutzten die Ausrichter der Reservistenkameradschaft Hof um die Stabsfeldwebel Klaus Distler und Bernd Hecke sowie die Stabsunteroffiziere Franziska und Christian Schiller und dem Oberstabsfeldwebel Manfred Hofmann, wieder das Kleintierzüchterheim als Startpunkt.
Dort übernahm Oberfeldwebel Michael Schulz die Ausgabe von Material und Ausrüstungsgeständen. Der Leitende der Veranstaltung, Oberstleutnant Ewald Reichel begrüßte über 50 Reservisten.
Zur Materialbereitstellung wurde der eigens für derartige Vorhaben geschaffene Materialpool der Kreisgruppe Hochfranken genutzt, erweitert durch vielfältige und ideenreiche Eigenleistungen der einzelnen Stationsleitenden.
In Vorschau auf den durch die RK Hof durchzuführenden Bezirkswettkampf für Reservisten 2018, wurde die Nachteule als Streife im Einsatzland „Frankonia“ angelegt.
Diesem zu Grunde liegend ist eine fiktive Rahmenlage aus der Feder des Stabsunteroffiziers Christian Schiller der zusammen mit dem Hauptmann Michael Künzelmann Befehlsgrundlagen der Bundeswehr sowie eigene Erfahrungen aus mehrfachen Einsätzen im Kosovo und Afghanistan in diese äußert umfangreiche Arbeit einfließen haben lassen.
Den teilnehmenden 9 Mannschaften wurde durch Oberstleutnant Ewald Reichel die Rahmenlage als Ausgangslage erörtert. Stabsfeldwebel Bernd Hecke in der Funktion als Gefechtsstandfeldwebel wies die einzelnen Patrouillen auf wichtige Orts- und Personen bezogene Details ein.
Für die Marschüberwachung und den damit verbundenen Transport des Kompanieführungstrupps stellte Hauptgefreiter Florian Kober seinen eignen BW- Geländewagen Wolf und sich selbst als geländeversierter Fahrer zur Verfügung.
Nach Einbruch der Dämmerung begaben sich neben den Teilnehmern auch der Bezirksvorsitzende Oberst Dr. Klemens M. Brosig und der Kreisvorsitzende Oberstleutnant Thomas Brecht auf die ca. 7 Kilometer lange Ausbildungsstrecke.
Kreisorganisationsleiter Michael Ries lies es sich wie immer nicht nehmen an einer solchen Veranstaltung als aktiver Teilnehmer teilzunehmen.
Den Start bildetet eine Abordnung der Jungen Union (CSU) der Stadt Hof die sich einen direkten Einblick in die freiwillige Reservistenarbeit verschaffen konnten.
Folgende Aufgabenstellungen mussten durch alle Teilnehmer gelöst werden.
Beobachten bei Nacht
Oberfeldwebel Wolfgang Gehr und Fördermitglied Dominik Rehberg hatten 10 bewaffnete Personen (in Form von Attrappen) im Bereich der Kläranlage zur Aufklärung im Gelände versteckt.
Diese mussten über Funk der zuständigen TOC „Taktical Operation Center“ (Gefechtsstand) gemeldet werden.
Authentisieren einer Funkmeldung
Obergefreiter Jochen Ulshöfer verlangten eine fehlerfreie Funkverkehrssprache ab. Dies war nur mit einer vorher studierten Sprechtafel möglich. Stabsfeldwebel Knieling rief den durch ihn bei der vorab stattgefundenen Funkausbildung Grundsatz „erst Denken, dann Drücken(Sprechtaste), dann Sprechen“ unmissverständlich ins Gedächtnis der Teilnehmer zurück. Grund dafür war das Verschwinden eines Postens mit dem die Streife Kontakt aufnehmen hätte müssen.
Versorgung von Verwundeten
Beim Oberstabsgefreiten Tobias Friedrich und den wachsamen Augen einer Sanitätsgruppe des BRK Berg musste der vorher verschwundene Posten in Form des Obergefreiten Frank Laubmann sanitätsdienstlich erstversorgt werden. Dieser gab an aus dem Hinterhalt heraus niedergeschlagen worden zu sein. Der Verlust der Waffe samt Munition und aller wichtigen Ausrüstungsgestände sorgten bei richtiger Einschätzung der Lage für eine plötzliche Eskalation und einer damit verbundenen hochbrisanten Neuentwicklung der Lage. Dabei galt es die vorliegende Kopfverletzung zu verbinden sowie die die folgenden Maßnahmen zum Abtransport des Verletzten richtig einzuleiten.
Personenkontrolle
Mitten im Töpener Leuchtholz, begegnete die Streife plötzlich einer bewaffneten Person.
Der Jäger Bonzo Georgowitsch im Lande Frankonia (Stabsfeldwebel Klaus Distler) bewegte sich offen, russisch sprechend, aber kooperierend auf die Patrouille zu. Hier sollte durch den Mannschaftsführer eine Situation- und Einsatzgerechte Beurteilung der Lage umgesetzt werden, die vom Unteroffizier Uwe Beyerlein bewertet wurde.
Geleiteter Feuerkampf bei Nacht
Auf dem weiteren Patrouillenweg wurden die Soldaten plötzlich unter Feuer genommen.
Die zuvor aufgeklärten feindlichen Kräfte hatten sich dicht an die Soldaten angenähert und zwangen durch massives Gewehrfeuer aus AK47 zum sofortigen Handeln. Unter Einhaltung infanteristischen Grundregeln wie „Deckung suchen“ „überschlagenes Vorgehen“ “Kein Feuer ohne Bewegung und keine Bewegung ohne Feuer“ erreichte die Patrouille am Badeteich eine Feldscheune. Dort hatten Oberstabsfeldwebel Manfred Hofmann und Feldwebel Werner Hetz bewegliche Ziele aufgebaut die es mit Präzisionsfeuer zu bekämpfen galt.
Neuer Auftrag durch TOC
Nach dem Bekämpfen des scheinbar zahlenmäßig überlegenen Feind musste beim Oberfeldwebel Thomas Bauer eine Schilderung der neuen Lage an die TOC ebenfalls über Funk abgegeben werden. Elementare Bestandteile einer solchen Meldung sind Angaben über Eigenes und Feindverhalten. Der neue Auftrag an die Mannschaft beinhaltete folgenden Befehl.
Anfertigen einer Marschskizze, verkürzen des Patrouillenwegs, zügiges Erreichen des Gefechtsstandes und somit Wiedereintritt in die sogenannte Blue Box.
Dies ist ein geographisch großzügiger Bereich um das eigene Feldlager der Drohnen und Helikopter überwacht ist.
Kontakt mit einheimischer Bevölkerung
Unmittelbar nach Erreichen der Blue Box wurde die Patrouille plötzlich aus dem Dunkeln heraus von zwei Einheimischen „Frankonen“ angesprochen. Stabsfeldwebel Peter Tobian und Fördermitglied Ekaterina Temirbaeva befragten in vorzüglicher Verkleidung und fehlerfreier Russischer Sprache die Soldaten. Diese durften keine Angaben über eigenes Verhalten oder Absichten preisgeben. Gewinnen von Erkenntnissen und das Vermeiden von leicht gemachten Versprechungen an die hilfsbedürftige Bevölkerung brachten hier weitere Gutschriften auf das Punktekonto einer gelungenen Ausbildung.
Bürgermeister Klaus Grünzner ließ es sich - wie in den Vorjahren auch - nicht nehmen selbst mal nach dem Rechten zu schauen und sicherte den hochfränkischen Reservisten auch für die kommende 27. Nachteule seine und die Unterstützung der Gemeinde zu. Für die punktbeste Mannschaft der 26. Nachteule, Teilnehmern der Reservistenkameradschaften Marlesreuth und Naila, hatte er einen reichhaltigen Brotzeitkorb dabei, der unter allen Teilnehmern geteilt wurde.
Oberstleutnant Ewald Reichel zeigte sich sehr zufrieden vom Ausbildungserfolg und gab in seiner Schlussrede das Wort an den teilnehmenden stellvertretenden Landesvorsitzenden der Landesgruppe Sachsen Hauptgefreiter Markus Müller weiter.
Dieser bedankte sich für die schon seit Jahren stetig wachsende Zusammenarbeit zwischen der Reservistenkameradschaft Hof und der Reservistenkameradschaft Oelsnitz im Vogtland mit einem Wappen beim 2. Vorsitzenden der RK Hof Stabsfeldwebel Klaus Distler.
Klaus Distler
2.Vorsitzender Reservistenkameradschaft Hof
Bild Nr. 147: zeigt Mitglieder der RK Hof bei der Station Versorgung von Verwundeten
Bild Nr. 176: zeigt Stabsfeldwebel Peter Tobian (links) und Fördermitglied Ekaterina Temirbaeva (rechts) verkleidet als örtliche Bevölkerung
Bild Nr. 203: zeigt Leitenden Oberstleutnant Ewald Reichel (rechts) mit stellv. Landesvorsitzenden des Landesverbandes Sachsen Hauptgefreiten Markus Müller(links)
Freitag, 23. Februar 2018